Unser Experte für PAKV/Schaufensterkrankheit – Behandlung

Prof. Dr. med. Günther Wittenberg

Spezialisierungen: Behandlung der PAVK / Schaufensterkrankheit

Institution und Position: Chefarzt des Instituts für diagnostische und interventionelle Radiologie am Evangelischen Klinikum Bethel in Bielefeld. Außerplanmäßiger (APL) Professor für Radiologie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.

Stand: 14.03.2018

Die Mitschrift des Interviews mit Prof. Dr. med. Günther Wittenberg zum Thema “PAKV/Schaufensterkrankheit – Behandlung”

Was ist eine PAVK? Welche Symptome sind typisch?

Eine PAVK wird im Volksmund auch Schaufensterkrankheit genannt. Das bedeutet die Schmerzen treten auf beim Laufen und man ist gezwungen stehenzubleiben, manchmal nach 10 m, manchmal nach 50 m, und in Frühstadien bei 200 m in etwa.

Bei welchen Symptomen sollte ich den Notarzt rufen?

Der Notarzt ist eigentlich nur notwendig bei einer PAVK, wenn sie akut auftritt, das bedeutet von einer Sekunde auf die andere. Hier handelt es sich um akute Gefäßverschlüsse, die mit starken Schmerzen im Bein oder im Arm auftreten. Es kommt zu einer blassen Hautkolorit und die Nerven funktionieren nicht mehr richtig – Sensibilitätsstörung – aber auch Bewegungseinschränkung. Die Muskeln können nicht mehr richtig arbeiten.

Ich bin 50 Jahre alt. Muss ich mir Sorgen wegen einer PAVK machen?

Es empfiehlt sich in Abhängigkeit vom Risikoprofil eine Untersuchung durchführen zu lassen. Sprich sind Sie übergewichtig, rauchen Sie, haben Sie erhöhte Blutfettwerte, hohen Blutdruck, dann sollte auf alle Fälle eine Abklärung im Vorfeld erfolgen.

Was ist der Unterschied zwischen PAVK und Arteriosklerose?

Die Arteriosklerose ist die Erkrankung der Gefäßwand. Sie geht dann mit einer Ablagerung in der Gefäßwand einher und damit auch einer Einengung des Gefäßes und führt dann zur Symptomatik der peripheren, arteriellen Verschlusskrankheit mit Schmerzen beim Laufen.

Ist es sinnvoll mein Risiko für eine PAVK bestimmen zu lassen?

Es hängt ab von ihrer körperlichen Konstitution. Wenn sie an Zucker leiden, an Nierenerkrankungen, Bluthochdruck, ist es sicherlich sinnvoll regelmäßige Gefäßuntersuchungen durchführen zu lassen, um das Risikoprofil zu erstellen.

Wie kann eine PAVK am besten diagnostiziert werden?

Heutzutage setzt man nicht-invasive Verfahren in den Vordergrund der Diagnostik und fängt im Regelfall mit einer Ultraschalluntersuchung an, der farbkodierten Duplexsonographie, fährt die Arterien ab, sieht die Engstellen und zeigen sich hier entsprechende Veränderungen, wäre der nächste Schritt eine komplette Darstellungen der Arterien entweder mit der MR-Angiographie oder der CT-Angiographie.

Was ist besser: Dopplerdruckmessung oder Farbdoppler-Sonografie?

Die Dopplerdruckmessung kann man als Screening-Methode einsetzen, um eine schnelle Orientierung zu bekommen, ob eine PAVK, sprich Gefäßverengung, vorliegen oder Verschlüsse. Die farbkodierte Duplexsonographie kann uns dann sagen was vorliegt. Ob es eine Engstelle ist, ob es ein Verschluss ist und wie lang die Gefäßalterationen jeweils sind.

Wann würden Sie eine Kontrastmittel-Angiographie empfehlen?

Die Kontrastmittel-Angiographie war vor etwa 10-15 Jahren noch der Standard. Heutzutage verlässt man diese invasiven, kathetergestützten Verfahren und führt die Diagnostik mit der MR-Angiographie oder der CT-Angiographie durch. Hierzu muss eine Vene am Arm punktiert werden für die Kontrastmittelinjektion, aber kein großer arterieller Eingriff und wird im Regelfall auch ambulant durchgeführt.

Wie wird eine PAVK am besten behandelt?

Eine PAVK wird stadienbezogen therapiert. Bestehen nur geringe Einschränkungen im Bereich der Gehstrecke empfiehlt sich häufig zunächst nur die Durchführung eines Geh-Trainings, um die Arterien einen Umgehungskreislauf bilden zu lassen. Neben Vermeidung der natürlich vorliegenden Noxen, sei es Bluthochdruck, sei es Nikotinabusus, sei es ein schlecht eingestellter Diabetes mellitus. In späteren Verfahren stehen dann die PTA oder die gefäßchirurgische Intervention zur Verfügung, aber auch hier wieder muss eine individuelle Abschätzung des Risikos für den Patienten im einzelnen erfolgen.

Können Engstellen bei PAVK mit Medikamenten beseitigt werden?

Im Frühstadium der Atherosklerose können noch mit Medikamenten gewisse Rückbildungen von Engstellen erzielt werden, aber sobald eine Verkalkung eingetreten ist oder eine Verdickung der Gefäßhaut, ist diese permanent bestehend und leider nicht mehr mit Medikamenten therapierbar.

Wann würden Sie den Einsatz eines PAVK-Stents empfehlen?

Ein Stent wird im Regelfall eingesetzt bei therapierefraktären Engstellen oder bei Gefäßwandaufsplittung, wenn die Arterie aufgedehnt wird und sich die Gefäßinnenhaut abhebelt, um diese wieder an die Wand zu drücken, um die Offenheit des Gefäßes zu erhalten.

Welche modernen Formen der Revaskularisierung gibt es?

Der Standardverfahren der Revaskularisation ist die PTA. Das ist ein ballongestütztes Aufdehnen von Engstellen, um die Kontinuität des Gefäßvolumens wiederherzustellen. Diese wird häufig unterstützt oder gelegentlich unterstützt durch die Anbringung von Stents, um die Offenheit zu erhalten. Dann gibt es noch Methoden bei Verschlüssen. Hier ist es dann abhängig, ob es sich um einen Brechen-Verschluss handelt oder um einen alten Verschluss. Beim Brechen-Verschluss wird man entweder versuchen den Thrombus abzusaugen oder mit Medikamenten aufzulösen. Bei alten Verschlüssen geht man durch, dilatiert, und muss im Regelfall dann auch noch einen Stent nachsetzen.

Ich habe ein erhöhtes PAVK-Risiko? Was kann ich selber dagegen tun?

Wenn Sie ein erhöhtes Risiko für eine PAVK haben, steht natürlich im Vordergrund die Risiken zu minimieren, das heißt bei erhöhten Blutfetten Umstellung der Ernährung, um medikamentöse Unterstützung, beim Diabetes mellitus die entsprechende Einstellung, aber auch natürlich das Gehtraining. Viel laufen, um den Körper zu unterstützen um Umgehungskreisläufe um die Engstellen oder um die Verschlüsse zu bilden.

Können sich die Stenosen bei PAVK auch von selber rückbilden?

Hier steht das klare Nein im Vordergrund. Die Gefäßengen sind häufig verkalkt oder mit dicken Gefäßwandnarben versehen und Verziehungen. Insofern bleibt hier nur die Therapieoption der PTA oder der Operation bestehen.

Gibt es Behandlungsmöglichkeiten bei fortschreitender Erkrankung?

Heutzutage neben den Standardverfahren der PTA stehen auch sogenannte drug-eluting Ballons oder drug-eluting Stents, die sind beschichtet mit Medikamenten, die ein erneutes Auftreten der Engstellen durch ein überschießendes Wachstum der Gefäßinnenhaut minimieren sollen, zur Verfügung.

Welche besonderen Leistungen bietet Ihr Radiologisches Institut?

Das Institut bietet alle diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten die heute state-of-the-art sind ohne zeitliche Verzögerung immer an.

Aus welchen Städten/Regionen kommen die meisten Patienten?

Die meisten Patienten kommen natürlich aus Bielefeld und dem Umland – aus Ostwestfalen-Lippe. Wir haben aber auch Patienten, die aus größeren Entfernung anreisen für diese spezielle Therapieform.

Welche Frage wird Ihnen sehr häufig von Patienten gestellt?

Wird der Eingriff in Narkose durchgeführt und tut es weh? Die Narkose wird heutzutage nicht mehr durchgeführt. Man führt diesen Eingriff in lokaler Betäubung durch; das ist auch das was weh tut bei dem eigentlichen Eingriff, das Setzen der Betäubung wie beim Zahnarzt. Die nachfolgende Therapie, wenn man im Gefäß lang läuft ist nicht für den Patienten spürbar.

Welche Frage/Antwort ist für Ihre Patienten überraschend?

Dass der Eingriff in einem Gefäßsystem nicht weh tut.

Infos zur Person

Ich beschäftige mich seit über 30 Jahren mit Gefäßerkrankungen, sei es im Bereich der Forschung, sei es im Bereich der Lehre, halte Vorträge, habe neue Interventionsverfahren mitentwickelt in Deutschland und es ist mein Lebenselixier.

Infos zur Klinik

Am Evangelischen Klinikum Bethel sind wir so aufgestellt, dass wir für den Patienten den optimalsten Behandlungswege gemeinsam festlegen. Das bedeutet der Gefäßchirurg, der Angiologe und der Interventionalist sitzen an einem Tisch und legen dann das Prozedere, das optimalerweise geeignet ist für den Patienten im Einzelfall, fest.

Lebenslauf:

Berufsausbilding:

1980 – 1986 Studium der Humanmedizin an der Universität
des Saarlandes, Homburg / Saar
1985–1986 Absolvierung des „Praktischen
Jahres“ im Städt. Krankenhaus Neunkirchen / Saar
28.11.1986 Erteilung der
Approbation als Arzt
21.01.1993 Promotion an der Medizinischen Fakultät der
Universität des Saarlandes, Homburg / Saar
09.02.1994 Anerkennung als Arzt
für Radiologie
16.03.2000 Habilitation an der Medizinischen Fakultät der
Universität Würzburg für das Fach Radiologie und Ernennung zum Privat-Dozent
16.11.2011 Ernennung zum apl. Professor der Universität
Würzburg

Beruflicher Werdegang:

1987/1988 Ableistung des Grundwehrdienstes im Sanitätsdienst
15.06.1987 Ernennung zum Stabsarzt
01.04.1988 bis 31.12.1989 Assistenzarzt der Abteilung für radiologische
Diagnostik und Strahlentherapie des Krankenhaus St. Marienwörth Bad Kreuznach
(Chefarzt: Dr. med. W. Roßmann)
01.01.1990 bis 08.02.1994 Assistenzarzt am Institut für Röntgendiagnostik
der Universität Würzburg
09.02.1994 Anerkennung als Arzt für Radiologie
09.02.1994 bis 31.03.2007 Oberarzt am Institut für Röntgendiagnostik der
Universität Würzburg (Direktor: Prof. Dr. D. Hahn) mit dem Schwerpunkt
Angiographie sowie interventionelle Radiologie, Computertomographie und
Ultraschallverfahren
seit 01.04.2007 Chefarzt des Instituts für diagnostische und
interventionelle Radiologie am Evangelischen Klinikum Bethel Bielefeld

Mitgliedschaften:

Publikationen:

Tschammler A., Landwehr P., Höhmann M., Moll R., Wittenberg G., Lackner K.. Farbkodierte Duplexsonographie der extrakraniellen hirnversorgenden Arterien: diagnostische Aussagekraft und Fehlerquellen im Vergleich zur i.a. DSA. Fortschr. Röntgenstr. 155 (1991) 452-459
Wittenberg G., Schmidt-Rotte H., Schmidt M., Tschammler A., Krahe Th.. Pulmonale Nocardiose. Fortschr. Röntgenstr. 158 (1993) 15-19
Wittenberg G., Landwehr P., Moll R., Tschammler A., Buschmann G., Krahe Th.. Interobserver-Variabilität von Dialyseshuntflußmessungen mit der farbkodierten Duplexsonographie. Fortschr. Röntgenstr. 159 (1993) 375-378
Bill J., Reuther J., Mühling J., Wittenberg G., Eckstein Th., Reinhart E., Pistner H., Meier J., Betz Th.. Stereolithographie – eine neue Methode zur implantologischen Operationsplanung nach Unterkieferrekonstruktion. Dtsch Zahnärztl Z 48 (1993) 789-792
Tschammler A., Lackner K., Riedel W., Höhmann M., Wittenberg G., Krahe Th.. Computertomographische Differenzierung von endobronchialen Tumoren und tumorbedingten Bronchuskompressionen. Fortschr. Röntgenstr. 158 (1993) 20-25
Wittenberg G., Krahe Th., Tschammler A., Hahn D.. LGM-Kava-Filter: Erfahrungen mit der links-transfemoralen Applikation. Fortschr. Röntgenstr. 161 (1994) 456-458
Tschammler A., Markert T., Wittenberg G., Krahe Th.. Erneute Lungenembolie bei Funktionsverlust eines LGM-Kava-Filters nach Rekanalisation einer Kavathrombose. Fortschr. Röntgenstr. 161 (1994) 83-84
Dittmann W., Bill J., Wittenberg G., Reuther J., Roosen K.. Stereolithographie als neue Methode in der rekonstruktiven Operationsplanung bei komplexen knöchernen Defekten der Schädelbasis. Zentralbl Neurochir 55 (1994) 209-211
Wittenberg G., Jenett M., Kenn W.. Datenakquisition für die stereolithographische Modellfertigung mit der Computertomographie. Biomed. Technik 40 (Suppl. 3) (1995) 3-6
Trusen A., Tschammler A., Wittenberg G., Krahe Th.. Quantitative computertomographische Milzgrößenbestimmung zur Verlaufsbeurteilung bei malignen Lymphomen. Fortschr. Röntgenstr. 162 (1995) 23-28
Tschammler A., Landwehr P., Höhmann M., Moll R., Wittenberg G., Lackner K.. Farbkodierte Duplexsonographie der extrakraniellen hirnversorgenden Arterien: diagnostische Aussagekraft und Fehlerquellen im Vergleich zur i.a. DSA. Fortschr. Röntgenstr. 155 (1991) 452-459
Wittenberg G., Schmidt-Rotte H., Schmidt M., Tschammler A., Krahe Th.. Pulmonale Nocardiose. Fortschr. Röntgenstr. 158 (1993) 15-19
Wittenberg G., Landwehr P., Moll R., Tschammler A., Buschmann G., Krahe Th.. Interobserver-Variabilität von Dialyseshuntflußmessungen mit der farbkodierten Duplexsonographie. Fortschr. Röntgenstr. 159 (1993) 375-378
Bill J., Reuther J., Mühling J., Wittenberg G., Eckstein Th., Reinhart E., Pistner H., Meier J., Betz Th.. Stereolithographie – eine neue Methode zur implantologischen Operationsplanung nach Unterkieferrekonstruktion. Dtsch Zahnärztl Z 48 (1993) 789-792
Tschammler A., Lackner K., Riedel W., Höhmann M., Wittenberg G., Krahe Th.. Computertomographische Differenzierung von endobronchialen Tumoren und tumorbedingten Bronchuskompressionen. Fortschr. Röntgenstr. 158 (1993) 20-25
Wittenberg G., Krahe Th., Tschammler A., Hahn D.. LGM-Kava-Filter: Erfahrungen mit der links-transfemoralen Applikation. Fortschr. Röntgenstr. 161 (1994) 456-458
Tschammler A., Markert T., Wittenberg G., Krahe Th.. Erneute Lungenembolie bei Funktionsverlust eines LGM-Kava-Filters nach Rekanalisation einer Kavathrombose. Fortschr. Röntgenstr. 161 (1994) 83-84
Dittmann W., Bill J., Wittenberg G., Reuther J., Roosen K.. Stereolithographie als neue Methode in der rekonstruktiven Operationsplanung bei komplexen knöchernen Defekten der Schädelbasis. Zentralbl Neurochir 55 (1994) 209-211
Wittenberg G., Jenett M., Kenn W.. Datenakquisition für die stereolithographische Modellfertigung mit der Computertomographie. Biomed. Technik 40 (Suppl. 3) (1995) 3-6
Trusen A., Tschammler A., Wittenberg G., Krahe Th.. Quantitative computertomographische Milzgrößenbestimmung zur Verlaufsbeurteilung bei malignen Lymphomen. Fortschr. Röntgenstr. 162 (1995) 23-28